»Facetten«

Mozart: Klaviersonate C-Dur KV 545
Beethoven: Klaviersonate Es-Dur op.81a »Les Adieux«
Schubert: Klaviersonate B-Dur D 960

Diese drei Mitschnitte Gerrit Zitterbarts sind einen Tip wert. Der Pianist des Abegg Trios spielt hier drei klavierliterarische Spitzenwerke so intelligent, weil nah am Notentext orientiert, daß man das als sehr sauberes und plausibles Gegenargument zu mancher exzentrischen, interessant gemachten Fassung empfehlen möchte. Publikumswirksame Klischees – etwa Mozart zwischen überzärtelter Samtpfotigkeit und klappernder interpretatorischer Kritik wie bei Glenn Gould – sind durch beweglichen Ton und eine auf das jeweilige Stück zugeschnittene Farbpalette ersetzt. Dabei ist das rhythmische Gerüst stabil, ohne insistierend zu wirken. Die Hornquinten am Anfang von Beethovens Les Adieux-Sonate spielt Zitterbart trotz piano kräftig, eben hornmäßig, den folgenden Hauptsatz federnd pedalarm, mit schätzenswerter und unpedantischer Präzision in metrischen Belangen (man höre etwa die Quintolen in T. 248ff.). Ebenso läßt er Schuberts großer B-Dur-Sonate ihre Geheimnisse, und doch geht das nicht auf Kosten der Klarheit der Textur. Das Zuhören lohnt sich hier, gerade in Bezug auf die Kenntlichkeit der Werke.
Klassik heute April 1999